ist der aktuelle Arbeitstitel für das Manuskript, das mein nächster Gedichtband werden soll.
Bestimmungspunkte: für die Suche zwischen Widersprüchen, sie zu isolieren: Als das Wünschen noch / nach dem Ende der Geschichte fragte. Um Zusammenhänge herzustellen, Absonderlichkeiten festzuhalten: die Silberfische im Bad / haben nicht von der Krise profitiert. Sie mittels Aufzählungen zu benennen: Espressoschaumexperten / Lustprinzipagenten / Übertragungsjongleure.
Um unser Verhalten zwischen Hintergrundrauschen und Fluchtbewegung zu thematisieren: verließ mich auf kleine Farben / hedonistische Weltverschwörung. Mit Gott und dem Tod zu hadern, aus verschiedenen Perspektiven: Irgend so ein Götterrelikt / ausgebrannt / mittleres Management. Bestandsaufnahmen zu sammeln, Pro & Contra anzuführen, spielerisch, ergänzt durch Momentaufnahmen.
Welche Umstände wir vorfinden, wie wir mit ihnen umgehen, welche Entscheidungen wir treffen können. Die Zeit läuft nicht / und trotzdem / holt sie uns ein. Dem Vergessen / die Gegenwart entgegenstrecken. Dabei Messmethoden und allgemein gültigen Erkenntnissen misstrauen: es gibt keine Antwort / komische Neuronen / ungewisse Zustände. Und trotzdem: können wir / an guten Tagen lachen / als sei es ein Spiel.
DAMALS
lag ich
im Kongresspark
auf dem Platz unterhalb
des Feuerwehrautos
in einer Röhre aus Beton
spielte Raumschiff
Mond
hin und zurück
war stundenlang
mit angewinkelten Beinen
im All unterwegs
führte Funkgespräche
drückte meine Fersen
an die Wand
der Kommandokapsel
als wenn die Erde
ein sicherer Platz
zum Fliegen wäre
70er
Die Siebziger waren fröhlich und bunt.
Wie mein Meerschweinchen.
Die Rolling Stones nahmen ihre besten Platten auf,
während ich in der Volksschule war.
Wir wussten nichts voneinander.
Ich zerlegte ein Kofferradio,
war Stammgast in der Bücherei am Schuhmeierplatz
und weinte, als Jochen Rindt starb.
Milchgeschäft, Kolonialwaren,
Schichtarbeiterprogramm,
die Baustelle am Stephansplatz.
Ich kannte es nicht anders.
Der erste Cassettenrecorder,
Zahlenspiele mit dem Taschenrechner,
eine Digitaluhr aus Japan.
Uns gehörte die Zukunft.
Und Geschenke gab es, Yps-Hefte,
Leckerschmecker,
den Sparefroh zum Weltspartag.
Wie es wirklich war, weiß ich nicht.
Ich war ein Kind.
ENTSCHEIDUNG
Ich weiß keinen
besseren Weg
als den der Vernunft
Das Gefühl
es ist ungewiss
die Logik
unbarmherzig
das Glück
unberechenbar
alle zusammen
ein Haufen
dem ich nicht traue
Das Gefühl bleibt
unbestimmt
die Logik
uneinsichtig
das Glück
verlässt einen
garantiert
Nur mit der Vernunft
bleibt man dauerhaft
im Gespräch
ES HEISST
Der Tod ist ein Gespenst
das mürbe macht
Lebenskekse und weiße Wäsche
geteilte Zellen
aufgetragene Trompetenklänge
den skeptischen Blick durch Flugzeugfenster und
bunte Brillen
So ist er
selbst wenn er eine Frau ist
ein Feuersalamander
eine Gebrauchsanweisung ohne gute Laune
Hausfriedensbruch
oder Genreliteratur
ein Nachtwächter
der Kuchenformen ungefragt verbiegt
als Keramikhändler für Zerfallsprozesse
Gewinne aufsummiert
ein Außenseiter für archäologische Experimente
und kurzfristige Kalendergeschäfte
der sogar beim Candlelight-Dinner
verschwiegene Telefonate führt
Handzeichen gibt
den Teller nebenbei leert
Was soll er sonst machen
all die Personalberater
lassen ihn links liegen
überqualifiziert
vermasselt er Bewerbungsgespräche
und verweigert das Testverfahren
im Assessment-Center
Ohne Zertifizierungen
hat er sowieso keine Chance
und nur weil noch jeder gestorben ist
erfüllt er noch lange nicht
das Anforderungsprofil
welches ein Trainee
an die Wand gekleckert hat
So muss er unverfroren bleiben
improvisieren
mit Notizblock
und Baseballschläger
ein Freiberufler
der alle Werbespots und Ausflüchte kennt
spontan
die Tonleiter
zu seinem Vorteil
interpretiert
Aus den Augenwinkeln
kann er betrügen
en gros
mit Zahnseide
einem stumm geschalteten Wecker
einem Bombentrichter
wenn nötig
mit gepolsterten Würfeln
Atemgymnastik
und unbewusstem Muskeltraining
weil er das Monopol
am Markt hat
verbriefte Rechte
Gummihandschuhe
die Kontrolle über Eintrittskarten
Kassastand
den großen Plan
und weil seine Kunden
hilflos sind